Fünf Argumente gegen das Budget (und was dahintersteckt)
Massiv, ungerecht, unnötig und am Problem vorbei - die Budget-Gegner lassen vor allem an den geplanten Steuererhöhungen kein gutes Haar. Olten jetzt!-Kassier und Business Analyst Benjamin Mühleisen hat sich diese Aussagen mal genauer angeschaut.
Massiv, ungerecht, unnötig und am Problem vorbei - die Budget-Gegner lassen vor allem an den geplanten Steuererhöhungen kein gutes Haar. Benjamin Mühleisen, Business Analyst und Olten jetzt!-Kassier, hat die prominentesten Aussagen dazu unter die Lupe genommen.
Aktuell hört man von der Gegnerschaft des Budgets viele Argumente für ein Nein zum Budget 2022. Gebetsmühlenartig werden primär fünf Aussagen wiederholt. Die Fakten dazu bleiben sie leider meistens schuldig.
Schauen wir sie uns doch einmal genauer an. Klick auf das jeweilige Argument und erfahre, was dahinter steckt:
1. Die Steuererhöhung sei massiv und gefährde Wohlstand und Renten
Das Budget sieht eine Erhöhung der Gemeindesteuer für natürliche Personen um 2 Prozentpunkte von aktuell 108 auf 110 % vor. Dadurch generiert Olten rund 950’000 Franken mehr Steuereinnahmen jährlich und liegt im innerkantonalen Vergleich trotzdem immer noch deutlich unter dem Durchschnitt.
Bei einer natürlichen Person mit 60’000 Franken steuerbarem Einkommen (entspricht in etwa dem Durchschnitt in Olten) machen die 2% Erhöhung bei den Gemeindesteuern gerade mal 85 Franken pro Jahr aus. Eine Familie mit zwei Kindern und einem steuerbaren Einkommen von 100’000 Franken würde zusätzlich 133 Franken zahlen müssen.
Klar tun auch 85 oder 133 Franken manchem Portemonnaie weh. Im Gegenzug kriegen wir dafür aber ein neues Schulhaus, einen Ländiweg zum Verweilen, einen neuen Bahnhofsplatz und allem voran eine Stadt, die funktioniert und auch in Zukunft finanziell nicht an der Wand steht.
2. Die Steuererhöhung belaste die juristischen Personen mehr als die natürlichen Personen
Bei den Gesellschaften wird der Gemeindesteuerfuss um 10 Steuerpunkte erhöht. Auf den ersten Blick mag dies viel höher erscheinen als die 2% Erhöhung bei den natürlichen Personen. Bei dem Vergleich muss man jedoch berücksichtigen, wie die eigentlichen Steuern berechnet werden.
Zuallererst zahlt ein Unternehmen Steuern nur auf den Gewinn, also nur auf den Betrag, der nach dem Bezahlen aller Rechnungen, der Löhne, der Miete und nach den Investitionen und Abschreibungen Ende Jahr übrig bleibt. Gegen die Hälfte der in Olten gemeldeten juristischen Personen zahlen übrigens keine Gewinnsteuer, sind von den Erhöhungen also nicht wirklich betroffen.
Das heisst aber nicht, dass diese Unternehmen für Olten nicht wichtig wären. Eine Firma muss nicht zwangsläufig einen steuerbaren Gewinn erwirtschaften, um zu “funktionieren”. Vielleicht hat die Firma in diesem Jahr gerade eine grössere Investition getätigt. Oder sie versteht sich selber gar nicht als gewinnorientiert und ist nach Abzug der Löhne von 15 Angestellten inklusive der AHV und weiteren Beiträgen ans Gemeinwohl zufrieden mit einer schwarzen Null. Dabei sind oft gerade jene Betriebe, die wenig bis gar keinen Gewinn erwirtschaften (Gastronomie oder Einkaufsläden) die, die eine Stadt mit ihrem individuellen Angebot attraktiv machen.
Aber zurück zu den “Erfolgreichen”: Beziffert sich der Reingewinn einer Firma zum Beispiel auf 60’000 Franken, müsste dieses Unternehmen trotz der happig wirkenden Erhöhung um 10% gerade einmal 188 Franken zusätzlich an Olten zahlen.
Die Formel zur Berechnung geht so: kantonaler Steuersatz mal Gemeindesteuerfuss. Während bei den natürlichen Personen der kantonale Steuersatz konstant bleibt, wird er auf 2022 für Firmen von 4.7% auf 4.4% gesenkt. Das heisst, eine Firma zahlt in Olten bei einem Steuerfuss von neu 118% anstatt wie bisher 108% gerade mal 2.5% mehr Gemeindesteuern als im 2021. Zusammen mit der Reduktion der Kantonssteuern bleibt sogar noch eine Steuerreduktion von 1% im Kanton Solothurn für 2022.
3. Die Steuererhöhung sei eine "Steuererhöhung auf Vorrat"
Die Stadt Olten hat aktuell eine Pro-Kopf-Verschuldung. Diese Zahl zeigt, wie hoch die Schulden einer Gemeinde im Verhältnis zur Anzahl Einwohner:innen ist. Dadurch kann man sie gut mit anderen Gemeinden vergleichen, unabhängig von der Anzahl Menschen, die da wohnen. In den letzten Jahren konnte diese Verschuldung dank leichten Überschüssen etwas gesenkt werden. Ein grosser Teil dieser Überschüsse kommt aber auch daher, dass Olten in den letzten Jahren konstant weniger investierte als geplant. Und zwar nicht nur in neue Projekte, sondern auch in den Werterhalt.
Ab 2022 kommen aber zwei gewichtige Faktoren hinzu:
1. sind da die geplanten und von allen Seiten unbestrittenen Investitionen von über 110 Millionen Franken in den nächsten 6 Jahren. Diese deutlich höheren Ausgaben fallen zum Teil bereits ab diesem Jahr an (Ländiweg, Schulhaus, Attraktivierung Aareufer).
2. bricht durch die Unternehmenssteuerreform ein beträchtlicher Teil der Steuereinnahmen von juristischen Personen weg. Steuerbare Gewinne über 100’000 Franken werden seit 2020 mit rund 40% weniger Gemeindesteuern belegt als zuvor. Diese Gewinne machen 80% der gesamten Steuereinnahmen von juristischen Personen in Olten aus. Aktuell wird ein Teil dieser Steuerausfälle noch durch Zahlungen des Kantons kompensiert, aber diese Beiträge werden nun Jahr für Jahr reduziert. Die Steuereinnahmen werden daher schmerzhaft sinken.
Für Olten bedeutet das bereits ab diesem Jahr: Mehr Ausgaben und weniger Einnahmen. Die Steuererhöhung ist entsprechend nicht auf Vorrat, sondern wird ganz konkret und bereits dieses Jahr benötigt. Auch mit einer Steuererhöhung wird sich Olten in den nächsten Jahren weiter verschulden müssen – einfach etwas weniger.
4. Die Stadt Olten habe kein Einnahmen- sondern ein Ausgabenproblem
Selbstverständlich kann man sowohl laufende Ausgaben als auch Investitionen immer infrage stellen. Fakt ist aber: In den letzten Jahren budgetierte die Stadt Olten relativ konservativ, also sparsam. Viele Investitionen, auch in den Werterhalt, wurden wie bereits erwähnt mehrfach aufs nächste Budget verschoben.
Auch im Vergleich mit unserer Kantonshauptstadt wird dies deutlich: In Solothurn leben rund 1700 Menschen (oder nicht ganz 10%) weniger als in Olten. Gleichzeitig ist das Budget Solothurns rund 10% höher als dasjenige von Olten. Oder anders formuliert: In den letzten Jahren gab Solothurn im Schnitt über 1000 Franken mehr pro Kopf aus als Olten.
5. Für die geplanten Investitionen sei die Steuererhöhung gar nicht notwendig
Ja, die geplanten Investitionen könnten theoretisch auch ohne eine Steuererhöhung umgesetzt werden. Die Stadt müsste sich dann aber nochmals deutlich höher verschulden. Diese Verschuldung könnte wegen der niedrigeren Steuereinnahmen über die nächsten Jahre, wenn überhaupt, dann nur ganz langsam abgebaut werden. Olten wäre erneut für Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte, finanziell am Anschlag. Die Auswirkungen bei einer allfälligen Annahme der “Jetzt si mer draa”-Initiative bzw. des Gegenvorschlags, die beide massive Steuersenkungen vorsehen, sind dabei noch gar nicht eingerechnet.
Bei genauerem Hinschauen wird also klar: Wirklich Substanz haben diese Argumente nicht.
Gewiss kann man noch weitere Gründe haben, dem Budget nicht zuzustimmen. Man kann per se gegen Abgaben sein. Man kann einzelne Projekte nicht nötig finden. Man kann grundsätzlich die Rolle des Gemeinwesens und seine Aufgaben infrage stellen.
Wenn einem aber etwas an einer lebenswerten und handlungsfähigen Stadt liegt, dann sagt man am 13. Februar JA zum Budget und damit auch JA zu einem minimal höheren Beitrag in die Stadtkasse zur Finanzierung der anstehenden Investitionen ins Schulhaus, den Bahnhofsplatz, das Aareufer und den Unterhalt der städtischen Infrastruktur. Davon profitieren nämlich schlussendlich alle.
Wir stehen ein für Olten! JA zum Budget am 13. Februar 2022!