Nachhaltig vs. nachhaltig
Warum «nachhaltig» alleine nicht schon gut fürs Klima ist.
Schon während meiner Schulzeit faszinierte mich das Wort «Nachhaltigkeit». Heute, als angehender Umweltingenieur, beginnt es mich zusehends zu nerven. Nicht das Wort an und für sich, viel mehr seine unüberlegte Anwendung.
Oftmals frage ich mich, in welchem Sinne dies oder jenes denn nun nachhaltig sei. Denn nachhaltig kann man in ganz vielen Bereichen agieren. Das Wort Nachhaltigkeit stammt vom Verb nachhalten ab, welches so viel wie «längere Zeit andauern oder bleiben» bedeutet. Der Begriff taucht im deutschen Sprachraum erstmals Anfang des 18. Jahrhundert auf. In der Forstwirtschaft wurde damit eine Waldbewirtschaftung bezeichnet, bei der nur so viele Bäume geerntet werden wie auch nachwachsen können. Die Grundidee – mit Ressourcen verantwortungsvoll umzugehen, um auch in Zukunft von den Ressourcen profitieren zu können – lässt sich auf ganz viele Themenbereiche anwenden.
Die Idee tönt bestechend, aber was heisst es konkret? Am Beispiel der Immobilienbranche lässt es sich anschaulich erklären. Wer sein Geld nachhaltig investiert, will so bauen, dass das Gebäude zuverlässig eine Rendite abwirft. Das Bauunternehmen will seine Auftragsbücher nachhaltig füllen und ist an grossen Aufträgen interessiert. Die zukünftigen Mietenden wollen nachhaltig mit ihren Finanzen umgehen und sind so auf preiswerten Wohnraum angewiesen.
Alle sind super «nachhaltig» unterwegs, und ab all der finanziellen Nachhaltigkeit gehen die beiden anderen wichtigen Arten der Nachhaltigkeit vergessen. Einerseits die soziale Nachhaltigkeit, bei der es um den Erhalt der Zivilgesellschaft geht und andererseits die ökologische Nachhaltigkeit, deren Fokus auf nichts Geringerem liegt, als auf dem langfristigen Erhalt unserer Lebensgrundlagen.
Auch in der Oltner Politik sehe ich oft, wie eine sehr kurz gedachte wirtschaftliche Nachhaltigkeit an erste Stelle gesetzt wird. Dabei kann langfristiger wirtschaftlicher Erfolg nur dann eintreten, wenn er auf einer ökologisch und sozial nachhaltigen Grundlage beruht.
Dieser Text ist am 10. März 2023 als Blickwinkelkolumne in der NOZ erschienen.