Klimafreundlich ist nicht klimaneutral

Haben Sie in den letzten Tagen von der a.en einen Fernwärmewerbe-Flyer erhalten – warum steht da „klimafreundlich“, und nicht „klimaneutral“?

Klimafreundlich ist nicht klimaneutral
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Wenn Sie in der Nähe des Kantonsspitals wohnen, haben Sie in den letzten Tagen von der a.en einen Flyer erhalten. Dieser wirbt für klimafreundliche Fernwärme. Fernwärme ist eine super Sache, denn damit können klimaschädliche Öl- und Gasheizungen ersetzt werden. Was mir am Flyer jedoch ins Auge stach, war das Wort „klimafreundlich“ – warum steht da „klimafreundlich“, und nicht „klimaneutral“?

Das Problem ist Folgendes: Der Wärmebedarf in einem Fernwärmenetz schwankt beträchtlich. Am Morgen, wenn alle duschen, braucht es viel Wärme, durch den Tag wieder weniger. Und im Winter, wenn es richtig kalt ist, steigt der Bedarf massiv an.

Olten hat keine Kehrichtverbrennungsanlage oder eine sonstige grosse Wärmequelle. Daher muss die Wärme speziell für die Fernwärmenetze erzeugt werden. Dies geschieht im aktuellen Fall mit Grundwasser-Wärmepumpen.

Um auch an einem eisigen Wintermorgen genug Wärme zur Verfügung stellen zu können, müssten viele teure, leistungsfähige Wärmepumpen eingeplant werden. Wärmepumpen, die dann, wenn es nicht so kalt ist, oder wenn gerade nicht alle Leute am Duschen sind, nichts zu tun hätten.

Kurzfristig und wirtschaftlich überlegt ist es sinnvoll, diesen Spitzenbedarf mit einer Gasheizung abzudecken. Eine solche Heizung ist günstiger in der Anschaffung als zusätzliche Wärmepumpen – aber eben auch eine CO₂-Schleuder, solange sie nicht mit teurem Biogas betrieben wird. Was beim aktuellen Projekt geplant ist, weiss ich nicht, aber jedenfalls nur etwas„klimafreundliches“.

Um vonseiten der Stadt mehr Klarheit zu erhalten, habe ich zusammen mit Kolleg:innen einen parlamentarischen Auftrag geschrieben. Wir schlagen vor, dass die Stadt in der Konzession für Fernwärmenetze einen maximal zulässigen Ausstoss von klimarelevantem CO₂ pro erzeugte Kilowattstunde festlegt. Dieser Wert würde dann jedes Jahr gesenkt werden. Damit wird sichergestellt, dass wir in absehbarer Zukunft nicht nur „klimafreundliche“, sondern sogar „klimaneutrale“ Fernwärme haben.

Dieser Text ist am 27. Januar 2023 in der NOZ als Blickwinkel Kolumne erschienen.