Liebe sbo, was ist, wenn die Gas-Rente ausbleibt?
Ohne die Gewinne aus dem Gasverkauf sieht es düster aus um die Wirtschaftlichkeit der sbo. Um längerfristig überleben zu können, ist es dringend notwendig, dass die Firma neue Geschäftsfelder erschliesst.
Seit zwei Jahren versuche ich zusammen mit anderen Parlamentsmitgliedern, die Statuten der sbo dahingehend zu ändern, dass die sbo zu nachhaltigem Handeln angehalten werden. Obwohl das Parlament für die Statuten der sbo zuständig ist, vereitelte der Stadtrat bisher alle Änderungsbestrebungen in Richtung Nachhaltigkeit.
In der Diskussion werden verschiedenste Argumente vorgebracht, warum eine solche Statutenänderung eine ganz üble Sache wäre. Dabei habe ich schwer den Verdacht, dass sich die Führung der sbo und der Stadtrat so sehr an die fröhlich sprudelnden Gewinne aus dem Gas-Geschäft gewöhnt haben, dass sie einfach nicht glauben können, dass die Party vorbei ist. Vor ein paar Jahren gab es eine ähnliche Situation in Bezug auf die Steuerzahlungen der Alpiq.
Olten könnte sich mit Energie selbst versorgen
Die Stadt hat in den vergangenen Jahren von den satten Gas-Gewinnen der sbo massiv profitiert. Es ist daher verständlich, dass einige Verwaltungs- und Stadträte immer noch dem Glauben anhängen, dass das mit den Gewinnen noch lange so weitergehen würde, wenn man nur den Gas-Ausstieg der sbo möglichst weit Richtung 2050 verschiebt. Was sie dabei ausblenden, ist die Tatsache, dass Effizienzgewinn gekoppelt mit dem Einsatz von Photovoltaik, Erdsonden und Wärmepumpen zukünftig den kompletten Energiebedarf von Olten decken könnte.
Die Gas-Party geht nicht nur wegen des Klimawandels zu Ende, sondern auch deshalb, weil selbst gewonnene Energie schlicht günstiger ist als Erdgas. Sogar ohne die aktuell hohen Energiepreise amortisieren sich solche Anlagen relativ schnell. Aktuell kommt mit der Sorge um die Energieversorgungssicherheit ein wichtiger Ansporn zur Umstellung hinzu.
Ohne Gasgewinne ist die sbo so gut wie tot!
Ohne die Gewinne aus dem Gasverkauf sieht es düster aus um die Wirtschaftlichkeit der sbo. Um längerfristig überleben zu können, ist es dringend notwendig, dass die Firma neue Geschäftsfelder erschliesst. Aktuell scheint der einzige Plan in der Hinsicht zu sein, klassische Fernwärmenetze zu bauen. Die Erzeugung von Fernwärme ist jedoch aufwändig, und in den Anlagen sind nach wie vor Gasfeuerungen zur Abdeckung von Spitzenlasten vorgesehen. Zudem sind unter vielen Strassen in Olten schon heute dermassen viele Leitungen verlegt, dass für die dicken, gut isolierten, Hochtemperatur-Fernwärme-Leitungen fast kein Platz mehr ist. Was also tun?
Das einzige, was bei vielen Photovoltaikanlagen fehlt, ist eine Lösung für die Zwischenspeicherung der Energie, um Schlechtwetterphasen von mehreren Tagen zu überbrücken. Im Sommer ist das weniger ein Problem, da nicht geheizt werden muss, so dass mit Batterien relativ lange überbrückt werden kann. Im Winter ist der Strombedarf der Wärmepumpen wesentlich grösser, so dass eine Überbrückung mit Batterien nicht sinnvoll möglich ist.
Idee #1 – Elektrolyse in Olten-Nord
Hier eröffnet sich ein mögliches Geschäftsfeld für die sbo! Die sbo könnte in Olten-Nord eine grosse Elektrolyseanlage mit Wasserstoffspeicher bauen. Im Sommer würde die sbo überschüssigen Solarstrom kaufen und in Wasserstoff umwandeln. Diese Umwandlung hat zwar nur eine Effizienz von circa 80 %, aber da im Sommer viel überschüssige Solarenergie vorhanden ist, spielt das keine Rolle. Die so gespeicherte Energie könnte dann während Schlechtwetterperioden wieder an die Kunden verkauft werden.
Idee #2 – Kalte Fernwärme
In den letzten Monaten wurden in Olten über fünfzig neue Wärmepumpen installiert. Viele davon im ineffizienten Luft-Wasser Betrieb. Nicht überall ist es möglich, Erdsonden zu installieren. Vielen Hausbesitzer:innen fehlen schlicht der Platz oder die Finanzen für die Installation einer Erdsonde, um die Wärmepumpen effizient zu betreiben.
In diesem Bereich wäre ein weiterer Geschäftszweig für die sbo denkbar: Sie könnte dezentrale Erdsonden installieren oder Wärmetauscher im Grundwasser platzieren. Daraus liesse sich dann ein kaltes Nahwärmenetz bauen, um Wärmepumpen in den Gebäuden zu versorgen. Ein solches Netz ist nämlich viel effizienter als es die Hochtemperatur-Fernwärmenetze sind, die aktuell bei der sbo geplant werden. Der Leistungsverlust ist geringer, und die Leitungen müssen weniger stark respektive garnicht isoliert werden und brauchen somit auch weniger Platz im Untergrund.
Parlamentarischer Einfluss ist beschränkt!
Über die Geschicke der sbo entscheiden der Verwaltungsrat und die Direktion. Was wir als Parlament dazu beitragen können, ist, die Statuten entsprechend zu ändern. Die sbo soll den Auftrag erhalten, die Stadt Olten mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Wenn die Umstellung jetzt in Angriff genommen wird, besteht eine gute Chance, dass die Firma auch nach dem Wegfall der Gas-Rente ein wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen bleibt. Ein Unternehmen, das wesentlich dazu beiträgt, Olten in eine gesicherte Energiezukunft zu führen.
Update 2023-01-11: Niedertemperatur-Fernwärme heisst kalte Nahwärme. Link hinzugefügt.