Was wa(h)r?

Damals war das Leben noch einfach – alle Züge hielten in Olten, im Winter schneite es tüchtig, und im Sommer war es heiss. Der Polizist, der Pfarrer und der Lehrer waren noch Autoritätspersonen, und wer nicht parierte, kriegte einen Chlapf ad Bire.

Was wa(h)r?

Damals war das Leben noch einfach – alle Züge hielten in Olten, im Winter schneite es tüchtig, und im Sommer war es heiss. Der Polizist, der Pfarrer und der Lehrer waren noch Autoritätspersonen, und wer nicht parierte, kriegte einen Chlapf ad Bire.

Gearbeitet wurde sechs Tage die Woche, der Lohn war klein und zu Weihnachten gabs Socken oder eine Tafel Schoggi. Wer ins Spital musste, war mit einem Bein schon auf dem Friedhof, falls dieses nicht schon früher wegen einer Infektion amputiert worden war. Frauen hatten keine politischen Rechte, und für viele war das alles ganz normal.

Wobei – stimmt das? War es damals wirklich so? Wie haben die Leute früher gelebt, wie haben sie gedacht, worüber haben sie gelacht? Wie war das Lebensgefühl in Olten?

In Olten haben wir zwei Museen mit eigener Sammlung, die einen direkten Einblick in unsere lokale und regionale Geschichte erlauben. Das Historische Museum ist auf Objekte, Dokumente und Fotografien spezialisiert. Das Kunstmuseum sammelt bildende Kunst. Nur ein winziger Teil der beiden Sammlungen kann jeweils in den Ausstellungsräumen gezeigt werden.

Im Historischen Museum wird die Geschichte anhand von Gegenständen und Dokumenten greifbar gemacht. Die Werke aus der Sammlung des Kunstmuseums hingegen machen Gedanken und Gefühle der Kunstschaffenden erlebbar. Kunstwerke haben die faszinierende Eigenschaft, Lebensgefühl und Befindlichkeiten durch Zeit und Raum in die Gegenwart zu transportieren.

Das Oltner Kunstmuseum ist in einem baufälligen Gebäude untergebracht. Daher hat das Stadtparlament beschlossen, die Kirchgasse 10 als neuen Standort für das Kunstmuseum umzubauen. Das Bauprojekt soll Ende 2023 der Bevölkerung zur Abstimmung vorgelegt werden. Da das Referendum gegen den Planungskredit zustande gekommen ist, wird der Souverän nun schon früher als geplant ein erstes Mal zur Urne gebeten.

Sagen wir am 25. September JA zum Planungskredit, damit wir die emotionale Verbindung zu unserer Vergangenheit nicht verlieren.

Dieser Text erschien original als Blickwinkel Kolumne in der NOZ vom 09.09.2022.