Neuer Bahnhofplatz: Rede mit und hilf, die Schwimmstadt auf die Agenda zu setzen!

Bis zum 16. September 2025 läuft die öffentliche Mitwirkung zur Neugestaltung des Bahnhofplatzes Olten. Dieses Jahrhundertprojekt wird prägen, wie wir in Zukunft pendeln, flanieren und – wenn es nach uns geht – in der Aare schwimmen.

Neuer Bahnhofplatz: Rede mit und hilf, die Schwimmstadt auf die Agenda zu setzen!
Gemini interpretiert eine Projektskizze, prompted by Tobi

Der Bahnhofplatz ist mehr als ein Verkehrsknoten. Er ist das Tor zu unserer Stadt, der erste Eindruck für Besuchende und ein täglicher Berührungspunkt für Tausende. Die Pläne zeigen viele Ansätze, die uns gefallen, aber es fehlen auch noch einige Elemente, die wir für eine lebenswerte, klimaresiliente und sozial inklusive Gestaltung als wichtig erachten.

Nachdem wir im Frühjahr deutliche Kritik an der Mitwirkungsplattform geäussert hatten, wurde das System für diese Mitwirkung wesentlich benutzungsfreundlicher eingerichtet. Die neue Konfiguration ermöglicht zum Beispiel, Rückmeldungen direkt auf Karten einzutragen.

Wie mitmachen?

  1. Besuche die Plattform: mitwirken-olten.ch/neuer-bahnhofplatz-olten
  2. Informiere dich: Schaue dir die Pläne und Berichte an 
  3. Gib Feedback: Wähle die Themen, die dich betreffen – du musst nicht zu allem eine Meinung haben (die Kartenfunktion ist wirklich hilfreich)
  4. Teile es: Je mehr Menschen teilnehmen, desto repräsentativer das Ergebnis

Zur Einstimmung ein kurzer Überblick über die Themen, die in dieser Mitwirkung behandelt werden:

1. Verkehr: mehr nachhaltige Mobilität

Worum es geht

Der Bahnhofplatz wird zur optimierten Drehscheibe für schnellen und langsamen Verkehr umgebaut. Mit 1'500 neuen Veloabstellplätzen in zwei Velostationen, durchgehenden Radstreifen auf den Kantonsstrassen und dem neuen Aaresteg als direkte Verbindung zur Altstadt. Die Bushaltestellen werden neu organisiert, die Verkehrsflüsse entflochten und alles barrierefrei mit Liften und Rampen gestaltet.

Warum das wichtig ist

Als zentraler Verkehrsknoten prägt der Bahnhofplatz, wie sich Menschen in Olten fortbewegen. Kurze Wartezeiten für Fussgänger:innen und sichere Velowege entscheiden darüber, ob Menschen das Auto zuhause stehen lassen. Gleichzeitig sollen alle Generationen und auch Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mobil sein können.

Was Olten jetzt! dazu sagt

Die Richtung stimmt, aber wir wünschen uns noch mehr Mut: Maximale Wartezeiten von 45 Sekunden für Fussgänger:innen an Ampeln, konsequente ÖV-Bevorzugung mit automatischer Grünphase bei Bus-Annäherung und Tempo 30 auf der Bahnhofstrasse. Die geplanten Radstreifen müssen an Konfliktpunkten rot eingefärbt werden. Schulwege sollten explizit ausgewiesen und signalisiert werden. Bei der Barrierefreiheit fordern wir über das BehiG hinaus: maximal 6 Prozent Rampenneigung, durchgehende taktile Leitsysteme und akustische Signale an allen Ampeln. Ein umfassendes Monitoring mit Nachbesserungspflicht nach einem Jahr soll sicherstellen, dass die Ziele erreicht werden.

2. Raumplanung: Klima und Menschen

Worum es geht

Mit der speziellen Nutzungszone «Bahnhofspassagen» werden die Grundregeln für die Nutzung der unterirdischen Räume festgelegt, die Freihaltezone am Aareufer wird gesichert und Vorgaben für die Gestaltung gemacht. Das Freiraum-, Natur- und Klimakonzept wird als Grundlage erwähnt, Bäume und Entsiegelung sind vorgesehen, und die Bedeutung der Aufenthaltsqualität wird betont.

Warum das wichtig ist

Der Bahnhofplatz ist eine Hitzeinsel, die dringend Kühlung braucht. Jeder zusätzliche Baum und jeder Quadratmeter entsiegelter Boden macht einen Unterschied fürs Mikroklima. Gleichzeitig entscheidet die Nutzungsmischung darüber, ob ein lebendiger öffentlicher Raum entsteht oder eine reine Konsumzone. Ohne verbindliche Vorgaben drohen Klimaziele und soziale Anliegen unter die Räder zu kommen.

Was Olten jetzt! dazu sagt

Klimaanpassung darf nicht nur ein Lippenbekenntnis sein: Wir fordern verbindliche Verankerung in den Zonenvorschriften, so dass möglichst viele Bäume gepflanzt und versickerungsfähige Böden angelegt werden. In den Bahnhofspassagen braucht es mindestens 30 Prozent nicht-kommerzielle Nutzungen für Kultur und Begegnung. Mindestens 50 Prozent der Aufenthaltsflächen müssen als konsumfreie Zonen definiert werden. Ein durchdachtes Beleuchtungskonzept soll die Qualitäten des Bahnhofplatzes auch nachts erlebbar machen und Angsträume vermeiden. Die Freihaltezone am Aareufer soll explizit auch für eine Schwimminfrastruktur nutzbar sein. 

3. ISOS-Ortsbild: Entwicklung statt Museum

Worum es geht

Der ISOS-Bericht (ISOS – Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz) bestätigt: Das Projekt verbessert das schützenswerte Ortsbild! Der heutige Bahnhofplatz wird als Problem kritisiert – er «gehört vollumfänglich dem motorisierten Verkehr». Das neue Projekt behebe genau diese Missstände: Das historische Bahnhofgebäude wird besser sichtbar, die Aare als öffentlicher Raum gestärkt, der Aaresteg fügt sich respektvoll ein. Nur minimale Eingriffe sind nötig  (Teilrückbau Perrondach Gleis 1), während die positiven Auswirkungen überwiegen.

Warum das wichtig ist

Das ISOS schützt wertvolle Ortsbilder – aber es fordert auch die «Beseitigung bestehender Beeinträchtigungen». Genau das macht dieses Projekt. Der Bericht zeigt klar: Sorgfältige, qualitätsvolle Entwicklung ist nicht nur möglich, sondern erwünscht. Der vom Verkehr dominierte Platz von heute widerspricht den ISOS-Zielen.

Was Olten jetzt! dazu sagt

Kompliment an die Projektplaner:innen: Der ISOS-Bericht zeigt, dass sorgfältig und respektvoll mit dem Ortsbild umgegangen wird! Er ist eine Steilvorlage für das Projekt und bestätigt, dass die Neugestaltung die historische Substanz stärkt statt schwächt. Der vorliegende Bericht sollte als Referenz für künftige Projekte dienen.

Die Schwimmstadt-Initiative: der blinde Fleck

In keinem der drei Berichte findet sich auch nur ein Wort zur Schwimminfrastruktur! Dabei gibt es auch in Olten viele Aareschwimmerinnen und -schwimmer, wie die beeindruckende Unterschriftenzahl bei der Schwimmstadt-Initiative zeigte. Nur der Stadtrat scheint das nicht wahrhaben zu wollen.

Olten hat sogar bessere Voraussetzungen als andere Städte: Die Aare fliesst hier viel ruhiger als in Bern und ist damit sicherer für alle Altersgruppen. Anders als in Basel gibt es keine kommerzielle Schifffahrt, die ein Sicherheitsrisiko darstellen würde. Aareschwimmen ist niederschwellig, gesund, ökologisch und gratis.

Die Kosten für die nötige Infrastruktur wären minimal im Vergleich zu anderen Bauvorhaben: Einstiegsstellen mit Handläufen beim Bahnhof, Ausstiegsstellen beim Ruderclub, bei der Trimbacherbrücke und vor der Rankwoog, Frischwasserduschen, Schliessfächer für Wertsachen sowie Informationen zu Wassertemperatur und Sicherheit. Die Freihaltezone am Aareufer bietet ideale Voraussetzungen für diese minimalen baulichen Eingriffe. Das ist unsere Chance, Olten endlich zur Schwimmstadt zu machen – nutzen wir sie!

Unsere Empfehlung

Fordere die fehlenden Elemente ein – besonders die Schwimminfrastruktur und die Verbindlichkeit der Klimaanpassungsmassnahmen. Unterstütze die guten Ansätze wie Veloinfrastruktur, Aaresteg und Barrierefreiheit.

Jede Rückmeldung zählt, auch wenn du nur zu einzelnen Punkten etwas sagen möchtest. Die Plattform lässt dir die Freiheit, genau die Themen anzusprechen, die dir wichtig sind.

Die Mitwirkung läuft nur noch bis zum 16. September 2025!